Konzept: Kurzstreckenflüge Zug um Zug auf die Schiene verlagern

In meinem Autorinnenpapier habe ich, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen im Bundestag, Bausteine zusammengetragen, die zu einer dringend notwendigen Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene beitragen können. Bis 2035 wollen wir die Bahn auf nahezu allen innerdeutschen Strecken und ins benachbarte Ausland zur konkurrenzfähigen, komfortablen und günstigen Alternative machen.

Kurstreckenflüge sind besonders ineffizient. Wegen des hohen Kerosinverbrauchs beim Start, des Einsatzes kleinerer Flugzeuge und einer schlechteren Auslastung ist der CO2-Ausstoß pro Personenkilometer auf einem 400-Kilometer-Flug beinahe doppelt so hoch, wie bei einem Flug über 4.000 Kilometer. Unabhängig von der Flugstrecke verursacht jeder Start und jede Landung erhebliche Lärm- und Schadstoffbelastungen für die Menschen in den Flughafenregionen. Der Umweltschaden ist bei solchen Flügen im Verhältnis zur erbrachten Verkehrsleistung also besonders groß.

Im Jahr 2018 traten 23,8 Millionen Reisende einen Flug mit Start und Ziel in Deutschland an – das war fast jede*r fünfte Flugreisende*r. 39 Prozent aller Flugzeuge in Deutschland starteten zu einem Inlandsflug, weitere 4,5 Prozent zu Zielen im Ausland, die heute bzw. in absehbarer Zeit mit der Bahn in maximal vier Fahrstunden erreichbar sind. Das Verlagerungspotenzial ist enorm.

Bei geeigneten Rahmenbedingungen würden die Reisenden der Bahn den Vorzug geben und schon heute könnte ein erheblicher Teil dieser Flüge wegfallen. Denn die Züge fahren von Stadtzentrum zu Stadtzentrum. Die vor- und nachgelagerten Prozesse des Fluges entfallen und die Reisezeit in der Bahn kann besser zum Arbeiten oder Ausruhen genutzt werden. Viele Zubringerflüge zu den Drehkreuzen könnten entfallen, wenn die Zusammenarbeit zwischen Bahn und Fluggesellschaften ausgebaut würde. Mehr Verlässlichkeit bei der Bahn ist in jedem Fall Voraussetzung.

Neben einer weiteren Verkürzung der Fahrzeiten bei der Bahn muss auch das Preisverhältnis stimmen. Wir wollen die Wettbewerbsnachteile der Bahn abbauen und Rahmenbedingungen herstellen, die der Rolle des jeweiligen Verkehrsträgers bei der Verkehrswende gerecht werden. Im Luftverkehr muss endlich die Kerosinsteuer gezahlt und die Mehrwertsteuer für den deutschen Streckenabschnitt internationaler Flüge. Es braucht außerdem einen wirksamen CO2-Preis. Die Bahn wollen wir dagegen finanziell besser ausstatten und aufwerten. Entsprechend ihrer tragenden Rolle bei der Verkehrswende wollen wir die Bahn von Steuern und Kosten entlasten.

Der Lärmschutz an Bahntrassen und Schienenfahrzeugen soll umfangreich verbessert werden, damit die Anwohner*innen der Bahntrassen nicht den Preis für die Verkehrsverlagerung bezahlen  müssen.

Reisende profitieren dann von einer schnellen, komfortablen und preiswerten Bahn. Die Besteuerung des Luftverkehrs führt gleichzeitig zu mehr sozialer Gerechtigkeit. Denn derzeit subventioniert die Breite der Bevölkerung, die nicht oder nur wenig fliegt, die Billigtickets der bessergestellten Vielflieger*innen.

Das vollständige Autorinnenpapier finden Sie hier.

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